- Renan
- Renan[rə'nã], Ernest, französischer Religionswissenschaftler, Orientalist und Schriftsteller, * Tréguier (bei Paimpol) 27. 2. 1823, ✝ Paris 2. 10. 1892. Nach theologischem Studium (1838-45) löste sich Renan unter dem Einfluss der kritischen deutschen Philosophie und Theologie vom christlichen Glauben und wandte sich der Orientalistik und Religionswissenschaft zu. 1860/61 im offiziellen Auftrag in Kleinasien forschend, sammelte er dort Material für sein Hauptwerk Histoire des origines du Christianisme« (8 Bände, 1863-83), dessen erster Band, »Vie de Jésus« (1862; deutsch »Das Leben Jesu«), die Ergebnisse der Leben-Jesu-Forschung in romanhafter Form aufnahm. Seine Berufung (1862) auf einen Lehrstuhl für orientalische Sprachen am Collège de France in Paris scheiterte an der scharfen Kritik seitens des Episkopats und der Öffentlichkeit an seiner idyllisierenden und zugleich historistischen Sicht der Person Jesu. 1870 wurde Renan, der sich selbst nicht als antireligiös verstand, rehabilitiert, 1879 Mitglied der Académie française, 1883 Geschäftsführer des Collège de France. Renan, Repräsentant einer positivistischen und kulturoptimistischen Geisteswissenschaft, wurde von den Vertretern des theologischen Modernismus (u. a. A. Loisy) kritisch beurteilt.I. Goldziher: R. als Orientalist. Gedenkrede am 27. November 1893, bearb., mit einer Einl. versehen u. hg. v. F. Niewöhner (a. d. Ungar., Zürich 2000).
Universal-Lexikon. 2012.